“Am liebsten einfach an einen Baum” - die Baumbestattung
- Kreis & Raum Bestattungen
- 29. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Eine schöne Vorstellung - wenn ich schon sterben und irgendwo begraben werden muss, dann doch einfach unter einen Baum. Wahrscheinlich haben viele das schon mal selbst gedacht oder von Eltern, Freunden oder Geschwistern gehört.

Jetzt ist tatsächlich jemand gestorben und wir stehen da und überlegen. Ist der Baum der richtige Ort, war das nur dahin gesagt oder wirklich der Wunsch der verstorbenen Person?
Wir haben diesen Auftrag schon häufiger bekommen und finden den Gedanken selbst schön, unter einem Baum beigesetzt zu werden.
In Berlin gibt es viele Möglichkeiten sich beisetzen zu lassen. Die Friedhöfe bieten inzwischen neben den “klassischen” Gräbern auch Baumbestattungen und andere landschaftliche Grabgestaltungen an. In den meisten Fällen ist das jedoch anders, als sich vielleicht viele vorstellen.
Was ist eine Baumbestattung genau?
Bei einer Baumbestattung wird die Asche eines Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne am Fuß eines Baumes beigesetzt. Das bedeutet aber auch, es kann (mit wenigen Ausnahmen) nur Asche beigesetzt werden und der Mensch muss vorher eingeäschert werden. Eine Baumbestattung als Erdbestattung (im Sarg) ist nicht möglich.
Welche Formen der Baumbestattung gibt es?
Es gibt unterschiedliche Varianten, wie und wo eine Baumbestattung durchgeführt werden kann:
1. Friedwald® oder RuheForst® in Brandenburg
Hierbei handelt es sich um naturbelassene Wälder mit speziell gekennzeichneten Bestattungsbäumen. FriedWald und RuheForst sind also zwei Anbieter, deren Wälder für Bestattungen zugelassen sind. Angehörige können sich einen Baum aussuchen – als Einzel-, Partner- oder Familienbaum. Der Wald ist eigentlich immer zugänglich und gerade für Menschen mit Hunden ist ein Besuch des Grabes gut möglich. Eine Kennzeichnung der Grabstelle erfolgt meist nur über eine Namensplakette am Baum.
2. Baumbestattung auf Friedhöfen in Berlin
Viele Friedhöfe bieten mittlerweile naturbelassene Urnenstellen, sogenannte Urnengemeinschaftsanlagen, die dem Wunsch einer Besetattung im Grünen entgegenkommen. Diese Flächen liegen meist in parkähnlichen Bereichen oder in gesonderten Bereichen zwischen den vorhandenen Gräbern. Häufig kann man dort keinen individuellen Baum aussuchen, sondern die Beisetzung erfolgt an einem Gemeinschaftsbaum. Jede Grabstelle bekommt meist ein kleines Namensschild (Stein, Stele oder Plakette) auf einer Wiese um den Baum herum bzw. ein Gemeinschaftsschild in der Nähe des Baumes.
3. Baumbestattung auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf
Dieser Friedhof liegt zwar direkt vor den Grenzen Berlins, zählt sich selbst aber noch zur Hauptstadt. Aufgrund der Größe ist dieser Friedhof sehr weitläufig und über die Jahrzehnte hat sich eine eigene verwunschene Welt über den historischen Friedhof gelegt. Zwischen 100 Jahre alten Grabsteinen, Buchen und Maiglöckchenfeldern kann man sich hier einen eigenen Baum aussuchen. Jede Stelle wird mit einem kleinen Stein gekennzeichnet.

Wichtig zu wissen: Auch wenn der Name „Baumbestattung“ von vielen Friedhöfen auf der Webseite angeboten wird, handelt es sich auf städtischen und christlichen Friedhöfen in Berlin oft um Urnengemeinschaftsanlagen, bei denen in der Nähe ein Baum steht, aber nicht um klassische Einzelbaumgrabstätten. Wenn es einem also wichtig ist, direkt an einem Baumstamm in der Natur beigesetzt zu werden, entspricht aktuell der Bestattungswald (z.B. FriedWald oder RuheForst) am ehesten dieser Vorstellung. Nur ein paar wenige Friedhöfe in Berlin haben "richtige" Baumstellen, bei denen die Urnen direkt um den Stamm herum platziert werden. Sprechen Sie uns einfach an, wir helfen gern bei der Auswahl.
4. Kein Baum aber trotzdem mehr Natur
Der Friedhofsverwalter der Luisenkirchhöfe ist ausgebildeter Landschaftsgärtner und Landschaftsarchitekt. Vielleicht ist das der Grund, warum diese Friedhöfe unter den Berliner Friedhöfen so besonders sind. Mehrere landschaftliche Grabfelder lassen sich hier auch naturnah bestatten. Sonnig in der Heide, natürlich-romantisch im Buchen- oder Lindenhain, ungewöhnlich im Lichtwald oder biblisch-mediterran im duftenden Garten Gethsemane auf dem Ölberg. Es lohnt sich hier auch ein Spaziergang über den Friedhof, man ist überrascht, wie unterschiedlich die verschiedenen kleinen Landschaften sind. Auch der alte Zwölf Apostel Friedhof in Schöneberg hat einen sehr schön angelegten Duftgarten, der Bienen und andere Insekten anzieht und so auch Natur nach Berlin bringt.

Gemeinschaftsbäume vs. Einzelbäume
Gemeinschaftsbäume: Mehrere Urnen werden um denselben Baum beigesetzt – man “teilt” sich den Baum mit anderen Menschen.
Einzelbäume: Exklusiv für eine oder mehrere Familienmitglieder reserviert. Da um einen Baum bis zu 20 Personen passen, kann dieser Baum sehr teuer sein.
FriedWald vs. Baumstelle Friedhof – Was sind die Unterschiede?
Merkmal | FriedWald & RuheForst | Friedhof in Berlin |
Baumauswahl | Frei wählbar | Meist nicht wählbar |
Pflege | Nicht nötig | Nicht nötig (wenn UGA) |
Grabgestaltung | Natürlich, kein Grabschmuck erlaubt | Teilweise kleine Namensplatten |
Ruhezeit | Bis zu 99 Jahre | Meist 20 Jahre |
Rechtliches | Waldgesetz + Friedhofsrecht | Friedhofsrecht |
Wie läuft eine Baumbestattung ab?
Kremation: Zunächst erfolgt die Einäscherung des Verstorbenen.
Beisetzung: Die Asche wird in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt. Schmuck und Überurne müssen zu 100% ökologisch abbaubar sein.
Zeremonie: Eine Trauerfeier ist – je nach Anbieter – an einem Andachtsplatz im Freien (Bestattungswald), in einer Kapelle (Friedhof) oder völlig individuell an einem anderen Ort möglich. Beim Bestattungswald ist man in der Gestaltung der Feier sehr frei. Man kann selbst Live-Musik machen, Musik vom Band abspielen oder auch mit einem Getränk am Grab lange verweilen.
Kennzeichnung: Wahlweise anonym oder mit Namen am Baum (z. B. kleine Tafel, Stele).
Was kostet eine Baumbestattung?
Die Kosten hängen vom Ort, der Baumwahl und den Zusatzleistungen ab:
Art | Preisrahmen (ca.) |
Friedwald / RuheForst (Einzelplatz) | ab 800 € |
Familienbaum im FriedWald | ab 3.000 € – 7.000 € |
Urnengrab auf Berliner Friedhof | ab 800 € - 1.200 € |
Urnengrab auf Berliner Friedhof inkl. gärtnerisch gepflegter Landschaft (für 20 Jahre Pflege) | ab 1.500 € - 7.000 € |
Vor- und Nachteile der Baumbestattung im Friedwald
✅ Vorteile
Naturnahe, ruhige Umgebung
Keine Grabpflege nötig
Individuelle Gestaltung der Trauerfeier
Umweltfreundlich & nachhaltig
Meist etwas günstiger als eine klassische Erdbestattung
❌ Nachteile
Keine klassische Grabgestaltung
Keine dauerhafte Gedenkstätte mit Grabstein
Eingeschränkte Besuchsmöglichkeiten da oft nur mit dem Auto zu erreichen (z. B. in abgelegenen Wäldern)
Für Menschen, die eingeschränkt mobil bzw. nicht so gut zu Fuß sind, oft nur schwer zugänglich
FAQ - Häufige Fragen zur Baumbestattung
Kann ich mir den Baum aussuchen?

Ja, in FriedWäldern und RuheForsten ist das möglich. Auf Friedhöfen ist die Auswahl oft eingeschränkt, da meistens nur ein Ort für ein Baumbestattung angeboten wird.
Wird die Grabstelle gepflegt?
Nein, Baumbestattungen sind pflegefrei. Die Natur übernimmt die Gestaltung. Auf einem Friedhof ist die Stelle oft mit Rasen bepflanzt, die Pflege übernimmt der Friedhof.
Können mehrere Urnen an einem Baum beigesetzt werden?
Ja – je nach Anbieter bis zu 12-20 pro Baum (z. B. für Familien, Gruppen, Vereine).
Ist eine namentliche Kennzeichnung erlaubt?
Ja, optional. In FriedWäldern etwa mit einer kleinen Namenstafel, auf Berliner Friedhöfen mit Stein oder Plakette.
Ich will nicht verbrannt werden, kann ich mich trotzdem am Baum bestatten lassen?
Leider nein. Da es in einem Wald schwer ist zwischen den Wurzeln Gräber auszuheben, ohne die Wurzeln des Baumes zu beschädigen, werden aktuell nur sehr wenige Waldplätze für Erdbestattungen angeboten. Für die Asche bzw. die Urne muss nur ein kleines Grab geschaffen werden. Es gibt aber auch Friedhöfe, die andere landschaftlich schöne Gartenkonzepte haben, auf denen man sich auch im Sarg beisetzen lassen kann.


