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Tabu-Thema Tod: So sprichst du mit deinen Eltern übers Sterben

Ganz gleich wie alt wir sind, der Gedanke an den Tod der eigenen Eltern kann schmerzen. Unabhängig wie erwachsen wir eigentlich schon sind. Mit dem Tod der Eltern verlieren wir ein Stück der Kindheit, Erinnerungen, die wir nur mit ihnen teilen können und die dann nur noch in uns selbst existieren. Kein Wunder, dass es nicht leicht ist, mit den eigenen Eltern über Themen wie Vorsorge, Wünsche für die letzte Lebensphase, Tod oder Trauerbewältigung zu sprechen. 


Zwei Kinder mit Zöpfen, die auf einer HÄngematte sitzen und in die ferne schauen. Im Hintergrund ist ein See und ein Wald zu sehen.
Mit dem Tod der Eltern verliert man auch ein Stück seiner eigenen Kindheit.

Warum fällt es so schwer, über den Tod zu sprechen?

In unserer Gesellschaft ist der Tod oft ein Tabuthema. Vielleicht hast du Angst, deine Eltern zu verletzen, oder fühlst dich unwohl, ihre Sterblichkeit direkt anzusprechen. Und auch deine Eltern könnten das Thema vermeiden wollen, weil sie dich nicht belasten möchten.

Dabei können offene Gespräche helfen, Ängste abzubauen und Klarheit zu schaffen – für dich und deine Eltern. Sie sind eine Chance, einander besser zu verstehen und gemeinsame Entscheidungen zu treffen, die in der Zukunft Sicherheit geben.

Aber sind wir mal ehrlich, die meisten Menschen möchten sich nicht mit ihrer eigenen Endlichkeit beschäftigen und schieben das alles weit von sich, gerne auch mit markanten Sprüchen, wie: „Mich könnt ihr eines Tages auch einfach verbuddeln oder ins Meer werfen. Macht bloß kein TamTam wegen mir.“

Solche Aussagen hast du vielleicht auch schon gehört, meist spiegeln diese gar nicht die wirklichen Wünsche bezüglich der eigenen Beerdigung wider. Vielmehr resultieren diese Äußerungen aus dem Gedanken, den Kindern keine unnötigen Kosten und Arbeit zu verursachen, und durch eine so drastische Äußerung das als unangenehm empfundene Gespräch abzubrechen. 


Ein Familie sitzt im Sommer um einen Tisch im Garten und isst zusammen zu Mittag.
Wann ist der richtige Moment über den Tod zu sprechen? Beim Mittagessen, warum nicht?

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Gespräch?

Aber wann wäre ein passender Zeitpunkt, um das Thema anzusprechen? Sicherlich nicht, wenn man endlich mal wieder Zuhause mit Mama und Papa bei Kaffee und Kuchen zusammensitzt, oder? Doch genau dann. Denn den perfekten Moment für dieses Thema gibt es nicht und warum dann nicht einfach in gemütlicher Atmosphäre bei einem Stück Kuchen darüber sprechen? Für viele kann das gut funktionieren. Für andere fühlt es sich vielleicht besser an, sich explizit zu verabreden, um sich über den Tod, das Sterben und die Wünsche für die eigene Bestattung auszutauschen. Schau einfach, was in deiner Familie besser passt.

Ein Gespräch über den Tod sollte nicht erst geführt werden, wenn es bereits zu spät ist, z. B. nach einer schweren Diagnose oder in einer akuten Krise. Stattdessen ist es sinnvoll, frühzeitig damit zu beginnen und rechtzeitig über Wünsche für die Pflege oder Bestattung zu sprechen.

Sowohl in unserem persönlichen als auch im Arbeitsumfeld ist es unsere Beobachtung, dass meist ein Elternteil dem Thema Tod und Sterben offener begegnet als das andere Elternteil. Wenn also zum Beispiel in deinem Fall die Hürde bei deinem Vater gefühlt noch etwas höher ist, vielleicht kannst du erstmal das Gespräch mit deiner Mutter suchen. Und wer weiß, vielleicht haben die beiden ja schon untereinander über ihre Wünsche gesprochen. Manchmal wird man überrascht von sehr konkreten Ideen.



Wie führst du ein einfühlsames Gespräch über den Tod?

Ein Gespräch über den Tod und das Sterben erfordert Sensibilität. Hier sind einige Tipps, wie du das Thema behutsam ansprechen kannst:

  1. Wähle den richtigen Moment: Ein ruhiger, ungestörter Moment, vielleicht zu Hause bei einer Tasse Tee oder Kaffee.

  2. Bereite dich vor: Überlege dir vorher, welche Themen du ansprechen möchtest – sei es die Bestattung, Vorsorge oder Wünsche für die Pflege. Und sage Ihnen warum du gerne mit Ihnen darüber sprechen willst. Möglichkeiten für einen Anfang:


“Ihr wisst doch, Lenas Vater ist vor kurzem plötzlich gestorben. Sie war ganz schön überfordert, weil sie gar nicht wusste, wie ihr Vater beerdigt werden wollte. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich das von euch auch nicht weiß …”


“Ich habe mir vor kurzem übrigens gedacht, ich möchte in einem Sarg erdbestattet werden und auf meiner Beerdigung soll es nur pinke Blumen geben. Für den Fall der Fälle will ich, dass ihr das wisst. Ich wüsste auch gerne, was ihr euch so vorstellt. Erd- oder Feuerbestattung … Ich habe gar keine Ahnung, was eigentlich eure Wünsche sind?”


  1. Bleib einfühlsam: Zeig Verständnis, wenn deine Eltern ausweichen oder andere Ansichten haben. Hör aktiv zu und lass sie ausreden.

  2. Dränge sie nicht: Wenn deine Eltern nicht sofort bereit sind, über den Tod zu sprechen, respektiere das und gib ihnen Zeit. Mach dir bewusst, durch das Reden über den Tod der Eltern leiten wir auch einen Rollenwechsel ein. Auch das kann für die Eltern schwer sein. Wenn deine Eltern also in dem Moment nicht darüber reden möchten, respektiere das und dränge sie nicht zu einer Entscheidung.


Welche Themen solltest du ansprechen?

Ein Gespräch über den Tod kann viele verschiedene Themen umfassen. Hier sind die wichtigsten Punkte, die du mit deinen Eltern besprechen kannst:


Wünsche für die letzte Lebensphase

Frage deine Eltern, wie sie sich ihre letzte Lebenszeit vorstellen. Gibt es Vorsorge- und oder Pflegevollmachten. Wo stehen eigentlich wichtige Unterlagen? Gibt es einen Vorsorgeordner?


ein älterer Mann spielt Fußball und schießt aufs Tor.
Fit und sportlich bis ins hohe Alter, das wünschen wir uns alle. Den Gedanken, dass wir zukünftig Hilfe benötigen könnten, verschieben wir weit nach hinten.
Bestattung und Formalitäten

Klärt gemeinsam, ob deine Eltern bereits über eine Bestattung nachgedacht haben. Welche Wünsche haben sie? Erdbestattung oder Feuerbestattung? Gibt es schon Vorsorgeverträge oder Regelungen im Testament? Jetzt ist der richtige Moment, diese wichtigen Themen zu besprechen. Merke: Bestattungswünsche sollten nicht im Testament stehen. Dieses wird erst nach der Beisetzung eröffnet und somit zu spät. Besser ist es, diese separat in einem Vorsorgeordner aufzubewahren.


Trauer und Abschied

Sprich mit deinen Eltern darüber, wie sie sich den Abschied vorstellen. Gibt es besondere Rituale oder Personen, die sie einbinden möchten? Auch der Umgang mit Trauer kann Teil des Gesprächs sein – für sie und für dich.


Wie gehst du mit Widerstand oder Ablehnung um?

Es kann passieren, dass deine Eltern nicht über den Tod sprechen möchten. Viele Menschen blocken das Thema ab, weil es ihnen unangenehm ist oder sie sich mit ihrer eigenen Sterblichkeit nicht auseinandersetzen wollen. In solchen Fällen helfen diese Strategien:

  • Respektiere ihre Grenzen: Wenn deine Eltern das Thema vermeiden, sei nicht ungeduldig. du kannst es zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen.

  • Teile deine Perspektive: Erkläre, warum dir das Gespräch wichtig ist. Sätze wie „Mich verunsichert es, dass ich keine Ahnung habe, was eure Wünsche sind.“ können ihnen helfen, das Thema aus einer anderen Perspektive zu sehen.

  • Hol dir Hilfe: Sollte ein Elternteil vielleicht schon Demenz haben, gibt es auch extra Demenzberater:innen und demenzfreundliche Bestatter:innen, die hier professionell helfen können. 


Hilfsangebote und Unterstützung

Wenn es dir schwerfällt, das Gespräch allein zu führen, oder du weitere Unterstützung brauchst, gibt es viele Angebote, die dir helfen können:

  • Trauer- und Familienbegleitung: Beratungsstellen in deiner Nähe bieten Unterstützung bei schwierigen Gesprächen.

  • Fachliche Hilfe: Vereine und soziale Träger bieten viele Angebote zur Vorsorgeberatung an. Der Verein HomeCare e.V. bietet auf Spendenbasis gute Einzelberatungen in Berlin an. 

Es kann auch sinnvoll sein, zuerst einmal selbst zu Bestatter:innen zu gehen und dort eine Vorsorge für sich zu besprechen. Diese Erfahrung könntest du auch als Einstieg für ein Gespräch mit deinen Eltern nutzen. So weißt du schonmal, wie sich das anfühlt, über die eigene Bestattung zu sprechen.


Mit den eigenen Eltern über den Tod zu sprechen, ist nicht einfach – aber wie so oft ist die Angst davor meist viel größer, als das tatsächliche Gespräch. 

Es erfordert Mut, dieses Tabuthema anzusprechen, doch die Gespräche sind eine Chance, die Bindung zu deinen Eltern zu stärken und gemeinsam wichtige Entscheidungen zu treffen. Nimm dir Zeit, höre zu und lass Raum für die Gefühle deiner Eltern – und deine eigenen. 



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